Pièces de Clavecin

'Von den fünf Großmeistern der Cembalomusik des 18. Jahrhunderts - Fr. Couperin, J.-Ph. Rameau, D. Scarlatti, J. 5. Bach und G. F. Händel - besitzen wir nur von Rameau noch keine unseren heutigen Ansprüchen genügende Ausgabe. Der erste Band der bei A. Durand et Fils erschienenen Gesamtausgabe von Rameaus Kompositionen, im Jahre 1895 von C. Saint-Saens herausgegeben, enthält zwar alle Cembalostücke, zusammen mit den Textbeilagen des Komponisten. Aber die Herausgeber der Gesamtausgabe hielten, wie sie in ihrem Vorwort ausführlich darlegten, das Cembalo und seine Technik für endgültig der Vergangenheit angehörend und vertraten die Ansicht, dass nur das moderne Hammerklavier mit den ihm eigenen Ausdrucksmöglichkeiten in der Lage sei, die Cembalomusik des 17. und 18. Jahrhunderts zu neuem Leben zu erwecken.

Entsprechend dieser - für die damals führenden Musikerkreise charakteristischen - Auffassung verfuhren die Herausgeber auch mit den für diese Musik so wichtigen Verzierungen: Unter ausführlicher Begründung verwarfen sie die drei ,,Systeme", nämlich das der vollständigen Weglassung, das der vollständigen Wiedergabe in der originalen Notation sowie das der vollständigen Wiedergabe in ausgeschriebenen Noten (sic 1) - entschlossen sich dagegen für ein viertes ,,System": der teilweisen Weglassung der Verzierungen im Hinblick auf eine Verwendung des modernen Flügels und moderner Notation der vom Sachbearbeiter nach seinem Ermessen belassenen Verzierungen.Alle seither erschienenen Gebrauchsausgaben stützen sich auf diesen ersten Band der Gesamtausgabe.

Inzwischen ist aber nicht nur das Cembalo als gleichberechtigter Partner in die Familie der heutigen Musikinstrumente wieder aufgenommen worden (was nicht bedeuten soll, dass man - entsprechende Stilkenntnis des Spielers vorausgesetzt - Rameaus Cembalokompositionen nicht auch auf einem modernen Klavier spielen kann), sondern weit über den Kreis der Cembalospieler hinaus ist seit geraumer Zeit das Verlangen nach einer quellengetreuen und editionstechnisch befriedigenden Neuausgabe laut geworden...' - Erwin R. Jacobi